Römische Mythologie
Aeneas |
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Die Flucht aus Troja
Aeneas kämpft gegen die Harpyien
(Francois Perier, 1646-47)
Troja, die mächtige Stadt am Ufer des Flusses Skamandros, hatte zehn
Jahre lang allen Anstürmen der Griechen standgehalten. Die List von
Odysseus brachte sie schließlich zu Fall und nur wenigen Trojanern gelang
die Flucht aus der brennenden Stadt. Unter ihnen befand sie Aeneas, der
Sohn des Anchises und der Göttin Venus. Durch einen Traum gewarnt, den
seine Mutter ihm geschickt hatte, wachte er in der Nacht auf und hörte das
Kampfgetümmel. Sofort wollte er mit seinem Vater Anchises, seiner Frau
Kreusa und seinem Sohn Askanios fliehen. Doch der Vater weigerte sich, die
Stadt zu verlassen. Da züngelte eine Flamme über dem Haupt seines Enkels
ohne diesen zu verletzen. Dieses Omen überzeugte Anchises und er willigte
in die Flucht ein. Da er blind und gelähmt war, nahm ihn Aeneas auf seine
Schultern. Mit seinem Sohn Askanios an der Hand und gefolgt von seiner
Frau eilten sie durch die brennenden Gassen. In dem Gewirr des
Kampfgetümmels verlor er jedoch seine Frau und konnte sie nicht mehr
wieder finden. Auf der Flucht schlossen sich ihm weitere Trojaner
an und gemeinsam erreichten sie das Ufer des Meeres. In einer kleinen
Hafenstadt zimmerten sich die Flüchtlinge Schiffe und brachen schließlich
gegen Westen auf. Auf der Insel Delos befragten sie im Tempel des Apollon
das Orakel um Rat. Dieses prophezeite ihnen rätselhaft: Hartes
Dardanervolk, ein Land, das vom Stamme der Väter Euch ursprünglich
schon trug, es empfängt euch kehrend nun wieder In dem lachenden
Schoße. Die alte Mutter, nun sucht sie! (Aeneis 3, 94-96, Vergil)
Anchises erinnerte sich daran, dass Teukrus, der Ahnherr der trojanischen
Könige, aus Kreta gekommen war. Und so brachen sie freudig nach Kreta auf.
Aber das Land war ihnen nicht wohlgesonnen, sondern plagte sie mit
schweren Heimsuchungen. Verzweifelt fragten sie Aeneas um Rat, was sie tun
sollten. Sorgenvoll legte dieser sich zum Schlafen nieder und im Traume
erschienen ihm die heiligen Hausgötter aus seiner Vaterstadt Troja, die er
aus den Flammen gerettet hatte. Diese erhellten ihm den Orakelspruch. Die
alte Mutter, die sie suchen sollten, ist Italien. Denn von dort stammt
Dardanus, der Gründer Trojas, ab. So machte sich Aeneas mit seinen
Gefährten erneut auf den Weg. Auf ihrer Fahrt hielten sie bei den
Strophaden, einer Inselgruppe im Westen der Peloponnes. Froh, wieder
festen Boden unter den Füßen zu haben, gingen sie sogleich an Land. Sie
schlachteten Rinder und Ziegen, um diese zu einer Mahlzeit anzurichten.
Auf der Insel hausten auch die schrecklichen Harpyien - Mischwesen aus
einem weiblichen Oberkörper und einem Raubvogel. Als sie das zubereitete
Mahl rochen, stürzten sie sich kreischend darauf und beschmutzten es mit
Unrat. Tapfer kämpften die Trojaner gegen die Ungeheuer und verjagten sie
schließlich. Eine der Harpyien kündigte ihnen jedoch beim Rückzug noch
Fürchterliches: "Das Land Italien werdet ihr wohl erreichen. Doch nicht
eher werdet ihr das Land in Besitz nehmen können bis der Hunger euch
zwingt, an euren eigenen Tischen zu nagen und sie zu verschlingen."
Entsetzt segelten die Trojaner weiter. Lange irrten sie umher und mussten
zahlreiche Abenteuer bestehen. Viele seiner tapferen Gefährten büßte Aneas
bei der schwierigen Reise ein. So auch seinen geliebten Vater Anchises,
den er auf der Insel Sizilien begraben musste.
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