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Der Sagenkreis

Griechische Mythologie

Theseus

Geburt und Jugend


Theseus findet auf Geheiß seiner Mutter unter
dem Felsen Schwert und Sandalen seines Vaters
(römisches Tonrelief, 1. Jh. n. Chr.)

Der König Aigeus von Athen kehrte einst bei Pittheus, König und Gründer der kleinen Stadt Troezen, ein und wurde dort gastfreundlich aufgenommen. Aigeus hatte keine Kinder und er fürchtete, dass die Nachkommenschaft seines Bruders Pallas ihm den Thron streitig machen könnte. Diese Sorgen vertraute er seinem Gastfreund Pittheus an. Diesem hatte zuvor ein seltsames Orakel offenbart, dass seine Tochter keine rühmliche Ehe, aber dafür einen berühmten Sohn haben werde. Und so einigten sie sich, dass Aigeus heimlich Pittheus Tochter Aithra heiraten sollte. Beide vollzogen sie den Bund der Ehe. Doch schon nach wenigen Tagen musste Aigeus nach Athen heimkehren. Bei seinem Abschied von  Aithra legte er Schwert und Sandalen unter einem Felsen. "Wenn du einen Sohn gebären wirst, so ziehe ihn heimlich auf und verrate niemanden, wer sein Vater ist. Ist er zu einem Mann herangewachsen und besitzt die Kraft, den Felsen beiseite zu wälzen, so führe ihn zu dieser Stelle, lass ihn Schwert und Sandalen nehmen und schicke ihn dann zu mir nach Athen."
 
Und tatsächlich gebar sie einen Sohn. Sie nannte ihn Theseus und er wuchs unter der Fürsorge seines Großvaters Pittheus auf. Wie Aigeus ihr geraten hatte, verheimlichte sie den Namen seines Vaters. Der Großvater ließ hingegen das Gerücht verbreiten, dass Theseus ein Sohn des Gottes Poseidon sei. So nahm niemand Anstoß an dieser seltsamen Geburt.
Herakles besuchte den Palast des Pittheas als Theseus sieben Jahre alt war. Zum Essen legte er das Löwenfell ab, das er stets zu tragen pflegte. Alle Kinder am Hofe zitterten vor Angst, da sie glaubten, es wäre ein lebender Löwe. Nur Theseus nahm eine Keule zur Hand und wollte das vermeintliche Untier angreifen. So zeigte sich schon in früher Kindheit seine große Tapferkeit.
 
Als nun Theseus zu einem Jüngling mit großer Körperkraft und edler Gesinnung herangewachsen war, da führte seine Mutter ihn zu dem Felsen. Hier nun erzählte sie ihm das Geheimnis seiner Herkunft und forderte ihn auf, den Felsen zur Seite zu wälzen. Theseus stemmte sich gegen den schweren Stein und schob ihn mit Leichtigkeit zur Seite. Dann zog er die Sandalen an und band das Schwert an seine Seite. Und so machte er sich auf den Weg nach Athen, um seinen leiblichen Vater aufzusuchen. Dabei hörte er nicht auf den Rat seiner Mutter, den sicheren Seeweg zu nehmen. Er wollte Herakles nacheifern und das Land von Räubern, wilden Tieren und Wegelagerern reinigen. Daher wählte er den gefährlicheren Landweg.

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