Unterdessen planen der Spanische König und die
verbündeten Sarazenen Rolands Gefangennahmen und Tod und den Sieg über das
Frankenreich. Es deucht sie eine nur allzu leichte Aufgabe; wähnen sie doch
Roland allein zurückgeblieben mit einer nur geringen Anzahl Bewaffneter. Als
dann ein Bote eintrifft, der die Franken ausgespäht hat, wird Ganelons
Betrug offenbar. Denn Roland hat ja auch die Paladine Karls bei sich, die
besten Ritter der Christenheit und eine große Schar Krieger, die an die
Tausende zählen.
Trotzdem brechen die verbündeten Sarazenen auf zum Tal
von Ronceval. Denn auch, wenn Roland Schar nicht so klein ist wie erhofft,
ist es doch nur ein geringer Teil von Karls großem Heer und die Anzahl der
Sarazenenkrieger viel größer…
Im Tal von Ronceval warten schon gerüstet und vorbereitet
die zurückgebliebenen Franken. Und wie recht sie mit ihrem Misstrauen
hatten, wird offenbar als sie die Rüstungen der Sarazenen in der Ferne
erspähen. Die Fränkischen Ritter knien nieder zum Gebet; niemand weiß, wer
von ihnen am Ende des Tages noch am Leben sein wird.
Ein einzelner Reiter der Sarazenen ist vorausgeeilt, der
älteste Sohn des Spanischen Königs. Und so treffen er und Roland in einem
ersten tapferen Zusammentreffen aufeinander. Und so erringt Roland den
ersten Sieg des Tages. Doch der Feind ist zwanzigmal überlegen…
Olivier beschwört den Freund, mit dem Horn Olifant den
Kaiser, der noch nicht weit entfernt, zu Hilfe zu rufen. Doch Roland, der
geschworen hat, das Horn nur in allerhöchster Not zu blasen, weigert sich.
Soll er etwa schon um Hilfe rufen, wenn der Kampf noch nicht einmal begonnen
hat? Noch hofft er, das Sarazenenheer auch allein mit seiner Schar besiegen
zu können.
Und die Schlacht beginnt.
Wild tobt der Kampf, auf beiden Seiten gibt es viele
Tote, und auch Pferde werden nicht verschont.
Endlich ist die Schlacht vorüber, hoch aufgetürmt liegen
die Scharen der Gefallenen. Die Sarazenen sind tot, doch als Roland sich
umschaut, erkennt er, dass auch die Franken einen hohen Preis für diesen
Sieg bezahlt haben: von seiner getreuen Schar sind nicht mehr als sechzig
Männer, die überlebt haben. Und es erreicht ihn schreckliche Kunde: ein
zweites Heer Sarazenen nähert sich, noch größer als das erste…
Nun, und nun erst, bläst er sein Horn Olifant, dreimal
tönt es mit übermächtigem Schalle, den Kaiser herbeizurufen, zu Hilfe zu
rufen, auf dass wenigstens die Leiber der gefallenen Christen sicher in
einem Kloster bestattet werden können…
Karl ist mit dem Heer der Franken schon fast in der
Gascogne angelangt, als ihn der Hörnerschall erreicht. Wohl hat er sich
unterwegs Sorgen um die Zurückgebliebenen gemacht, wohl beunruhigt es ihn,
dass während des ganzen Weges Ganelon nicht aufzufinden gewesen war. Doch
hat er niemals an Verrat glauben wollen. Nun aber hat er Gewissheit: er
wurde betrogen und Roland ist in schrecklicher Gefahr! Eilig läßt er sein
Heer umkehren, zurück nach Spanien in höchster Eile. Ganelon wird gefangen
gesetzt.
Für Roland und seine Gefährten beginnt die Schlacht,
sechzig abgekämpfte Mann gegen ein überwältigendes Heer; sie wollen tapfer
ausharren, sei es, bis Karl zur Rettung eintrifft, sei es bis zum Tode.
Und sie kämpfen tapfer. Töten viele der Sarazenen; Roland
selbst kämpft gegen den König der Spanier, hätte auch ihn getötet, wäre der
nicht feige, nachdem Roland ihm die Schwerthand abgeschlagen, geflohen. Doch
die Franken fallen, einer nach dem anderen; auch Rolands Freund Olivier, den
er nur noch sterbend in seinen Armen bergen kann. Zwar tönen die Heerhörner
des Kaisers immer näher, künden die baldige Ankunft Karls. Doch wird es noch
rechtzeitig für die immer kleiner werdende Schar sein? Denn bald sind von
den Franken allein noch Roland und der Erzbischof am leben…
Und die Sarazenen haben nun Respekt vor den schier
unüberwindlichen Schwertern der Ritter, beschließen, diese mit Lanzen aus
der Ferne zu töten. Und so geht auf die beiden Tapferen ein wahrer Hagel von
Lanzen nieder und so manche trifft.
Als auch der Erzbischof, der letzte seiner Gefährten
fällt, stürmt Roland noch einmal gegen die Feinde an. Und noch einmal
erklingt der Ruf des Hornes Olifant. So überwältigend ist dieser Schall,
dass die Sarazenen nur noch einmal ihre Lanzen auf Roland schleudern und
dann fliehen.
Todwund ist Roland. Er verabschiedet sich von seinen
toten Gefährten. Weiß, dass auch er die Heimat und die Liebste nicht wieder
sehen wird. Als ein letzter überlebender Sarazenenkrieger versucht, ihm
Durindart zu stehlen, erschlägt er ihn mit dem Horn Olifant, das dabei
zerbirst. Dann versucht er mit letzter Kraft, Durindart zu zerbrechen, auf
dass es nicht den Feinden in die Hände falle, doch der Felsen widersteht
seinen Bemühungen, das Schwert wird nicht einmal schartig. So verbirgt er
sein getreues Schwert unter seinem Körper.
Roland ist tot.
Als Karl endlich eintrifft, findet er nur noch die
Leichname seiner Ritter, die Roland noch sorgsam auf ihre Schilde gelegt
hatte. Überwältigend ist sein Gram.
Und überwältigend ist auch sein Zorn, mit dem er nun dem Sarazenischen Heer
hinterher jagt. Die Sarazenen, abgekämpft und mit vielen Verwundeten
beladen, können nicht so schnell fliehen, wie der Fränkische Kaiser hinter
ihnen herjagt, auch geraten sie direkt in ein Unwetter, das sie hindert,
einen möglicherweise rettenden Fluss zu überqueren. Viele stürzen sich
dennoch in die Fluten, die meisten ertrinken.
Nur der König selbst und etwa vierzig oder fünfzig seiner
Reiter überleben und kehren heim nach Saragossa. Und stirbt der König der
Spanier auch bald an seinen Verletzungen, sein Oheim, der Kalif, will ihn
rächen. Und Karl heißt diesen Kampf willkommen, auch, wenn sein Heer wieder
einmal zwanzig zu eins unterlegen scheint. Nie wird er sich den Ungläubigen
unterwerfen!
In der Nacht vor der Schlacht lässt Karl einen Schmied
rufen, der das zersprungene Horn Olifant wieder reparieren soll. Und es
gelingt, wenn es auch nicht mehr tönt wie ehedem. Nun lässt allein schon der
Klang dieses Horns viele der feindlichen Krieger flüchten, bevor auch nur
ein Schwertstreich gefallen ist. Und auch Durindart wird von einem Krieger
in die Schlacht geführt, soll nicht nutzlos in der Scheide verrosten,
sondern zum Ruhme der Christenheit geschwungen werden.
Lang und heftig ist die Schlacht, die nun entbrennt, wird
endlich entschieden von einem Kampf zwischen Kaiser und Kalif, den Karl
zuletzt für sich entscheiden kann. Die Franken haben gesiegt!
Und so kehrt das Heer nun, nachdem alle Angelegenheiten
geregelt sind, endgültig in die Heimat zurück, die Marmorsärge mit Roland
und den Paladinen im Gepäck, um sie im Kloster Blaye beizusetzen. Und auch
Ganelon wird gefesselt mitgeführt, um seine gerechte Strafe zu empfangen.
Und es verhelfen ihm zwar Männer seiner Sippe zur Flucht, da es auch für sie
Schande bedeutet, wenn einer der ihren als Verräter abgeurteilt wird, doch
wird er bald wieder eingefangen.
Und nach Aachen gebracht, wo ihm der Prozeß gemacht wird.