Griechische Mythologie
Die Argonauten |
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In Kolchis
 Medea flieht mit Iason und dem
goldenen
Vlies über das Meer aus Kolchis
(Das goldene Vlies, H.J. Draper, 1880)
Nach seiner Ankunft in Kolchis gelangte Iason ungesehen zum Königspalast.
Ein schützender Nebel lag über der Stadt. Die Göttin Hera hatte ihn gesandt,
damit niemand den Fremdling bemerkte. Als Iason vor den König Aietes trat und
Medea, die Tochter des Königs, ihn erblickte, verliebte sie sich sofort in
ihn. Iason gab sich dem Kolcherkönig zu erkennen und trug kühn seine Forderung
nach dem goldenen Vlies vor. Der König erschrak sehr, gab aber Iasons
Forderung scheinbar nach. Bevor er ihm das goldene Vlies überlassen würde,
müsste er zuvor er eine Aufgabe lösen. In seinem Stall lebten zwei
flammenspeiende Stiere. Diese sollte Iason bezwingen, vor einem Pflug spannen
und mit ihnen das Feld beackern. In den Furchen sollte er dann Drachenzähne
säen, aus denen eiserne, lanzenbewehrte Männer wachsen würden. Furchtlos
erklärte sich Iason mit den Bedingungen des Königs Aietes einverstanden.
Medea wälzte sich schlaflos in ihrer Kammer im Bett hin und her. Aus Liebe zu
Iason fasste sie den Entschluss, ihm bei seiner Aufgabe zu helfen. Sie reichte
ihm ein Öl, das ihn für einen Tag unverwundbar machte. Dazu gab sie ihm einen
Rat für seinen Kampf mit den Eisenmännern. Am Morgen rieb sich Iason von
Kopf bis Fuß mit dem Öl ein. Sogar seine Waffen und die Rüstung tauchte er in
den Zaubersaft. Dann befahl er den Diener des Königs den Stall aufschließen,
in dem die Stiere hausten. Der König und sein gesamter Hofstaat erschienen zu
dem Schauspiel und nur schwer konnte Aietes ein triumphierendes Grinsen
verbergen. Als die Tiere aus dem Stall schnaubend und tobend hervorkamen,
packte Iason sie mit unmenschlicher Gewalt an den Hörnern und zwang sie unter
das Joch des Pfluges. Der Feueratem der Stiere glitt ohne Schaden anzurichten
an seinem Körper vorbei. Iason trieb sie über den Acker und pflügte mit ihnen
das Feld. Dann ergriff er den Beutel mit den Drachenzähnen, den Aietes ihm
reichte. Er schritt an den Furchen entlang und säte die Zähne aus. Nach und
nach wuchsen aus der Saat die Eisenmänner und schon bald glänzte der Acker von
Waffen. Dann folgte der Held Medeas Rat und warf einen Stein mitten zwischen
die Krieger. Sogleich entbrannte ein Streit unter ihnen um den Stein und sie
fielen übereinander her. Bald schon war das gesamte Feld von Erschlagenen
übersät. Aietes war außer sich vor Wut und er schmiedete einen Plan,
wie er den Fremden beseitigen könnte. Medea hingegen war überglücklich, dass
ihr Geliebter die Aufgabe unbeschadet bestanden hatte. Sie ahnte die Pläne
ihres Vaters und eilte in der Nacht zu den Griechen, um sie vor der drohenden
Gefahr zu warnen. Gemeinsam brach sie mit Iason auf, um das Vlies zu rauben.
Dieses wurde von einem Drachen bewacht. Die zauberkundige Medea warf ihm
Kuchen vor, den sie zuvor mit einem Schlafmittel getränkt hatte. Ihre
schmeichelnde Stimme wiegte den Drachen noch zusätzlich in den Schlaf, so dass
Iason ungestört das Vlies vom Baum lösen konnte. Jubelnd begrüßten die
Argonauten ihn und bestaunten das Vlies. Iason jedoch versprach Medea, sie zu
heiraten. Frohen Mutes lösten die Argonauten die Taue des Schiffes und
segelten Richtung Heimat. Aites entdeckte den Raub des goldenen Vlies und den
Verrat seiner Tochter. Sogleich schickte er seine ganze Flotte ihnen
hinterher. Erneut entkamen sie mit Medea Hilfe der Verfolgung. Sie tötete
ihren eigenen Bruder Apsyrtos und zerstückelte ihn. Nach und nach warf sie
seine Körperteile ins Meer, wo die Kolcher sie aufsammeln mussten, um ihn
beerdigen zu können. Unter Heras Schutz gelangten sie schließlich unbeschadet
nach Hause.
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